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Wir haben mitgefiebert – am 25. Januar 2015, als die Wahlergebnisse in Griechenland einen Erdrutschsieg für Syriza verkündeten. Wir haben mitgestritten – im Frühjahr 2015, als Alexis Tsipras und Yanis Varoufakis medienwirksam die zerstörerische Politik der Troika anprangerten. Wir haben mitgelitten – am 5. Juli 2015, als es im griechischen Referendum das überwältigende OXI („Nein“) gab und als in den Tagen danach Schäuble, Juncker, Dijsselbloem & Co. dennoch ihre Erpressungspolitik durchsetzen konnten.
Und heute? Nach der Kapitulation von Tsipras und Syriza? Nach dem Ja der Syriza-Mehrheit im Verbund mit den alten Parteien für ein drittes Memorandum? Nach dem 20. September 2015 mit dem neuerlichen Wahlerfolg einer erheblich veränderten Syriza?
Die Autoren Nikos Chilas und Winfried Wolf stellen die aktuelle griechische Tragödie, die mit der Durchsetzung des EU- und IWF-diktierten Austeritätsprogramms noch lange nicht beendet ist, in einen historischen Kontext. Sie spüren den deutsch-griechischen Beziehungen bis ins Jahr 1941 nach, als die Wehrmacht das Land besetzte. Griechischen Forderungen nach Reparationszahlungen und Wiedergutmachung wichen Bonn und Berlin beharrlich aus; und als 2001 eine Athener Gerichtsvollzieherin mit einem höchstgerichtlich bestätigten Urteil vor dem griechischen Goethe-Institut auftauchte und die Einrichtung konfiszieren wollte, intervenierte Deutschland politisch dagegen. Deutsche Knute und deutscher Druck ziehen sich als braun-schwarzer Faden durch die griechische Zeitgeschichte. Ohne ihre Kenntnis ist die heutige Situation in Griechenland nicht erklärbar. Chilas und Wolf erzählen darüber faktenreich und stellen die Bezüge zu heute dar.
In der Geschichte der Europäischen Union gibt es einige wuchtige Marksteine. Römische Verträge, Europäisches Währungssystem, Euro-Einführung, Osterweiterung. Doch die Erfahrung im Jahr 2015, als einem EU-Land die Souveränität abgesprochen wurde, stellt den vielleicht wichtigsten Einschnitt in der 60-jährigen Geschichte der europäischen Einigung dar. Und zwar in dreifacher Hinsicht: Erstens geschichtlich – hinsichtlich der Beziehungen Griechenlands zum restlichen Europa. Zweitens ökonomisch – hinsichtlich der Zuspitzung der Eurokrise und der auf die Spitze getriebenen Austeritätspolitik. Und drittens politisch – hinsichtlich der Bedeutung der griechischen Erfahrung für die europäische Linke.
232 Seiten
ISBN 978-3-85371-403-4
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