182. Geburtstag von August Bebel 22. Februar 2022 – Gepostet in: Aktuelles – Schlagworte: Bebel, Deutschland, Feminismus, Manifest Verlag, Sozialismus, Sozialistischer Feminismus
Heute vor 182 Jahren wurde August Bebel geboren, Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie und bis zu seinem Tod Vorsitzender der SPD. Zusammen mit anderen Genoss*innen baute er die sozialistische Bewegung während der Sozialistengesetze zur Massenkraft auf und verfasste zahlreiche Artikel und Schriften.
Lenin schrieb in seinem Nachruf auf Bebel:
„Mit Bebel ist nicht nur der unter den Arbeitern angesehenste und von den Massen am meisten geliebte Führer der deutschen Sozialdemokratie ins Grab gesunken: Bebel verkörperte in seiner Entwicklung und seiner politischen Tätigkeit eine ganze historische Periode aus dem Leben nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen Sozialdemokratie. […]
August Bebel, selbst ein Arbeiter, erarbeitete sich in beharrlichem Kampf die sozialistische Weltanschauung, er stellte alle seine reichen Kräfte voll und ganz in den Dienst der Ziele des Sozialismus,- jahrzehntelang schritt er Schulter an Schulter mit dem wachsenden und sich entwickelnden deutschen Proletariat und wurde zum fähigsten Parlamentarier Europas, zum talentiertesten Organisator und Taktiker, zum einflußreichsten Führer der internationalen, dem Reformismus und dem Opportunismus feindlichen Sozialdemokratie.[…]
Die letzte Krise in der deutschen Partei, in die Bebel auf das aktivste eingreifen mußte, war die sogenannte „Bernsteiniade“. Der ehemalige orthodoxe Marxist Bernstein gelangte am Aasgang des vorigen Jahrhunderts zu rein opportunistischen, reformistischen Anschauungen. Man versuchte, die Partei der Arbeiterklasse zu einer kleinbürgerlichen Partei sozialer Reformen zu machen. Unter den Beamten der Arbeiterbewegung, unter den Intellektuellen fand die neue opportunistische Seuche zahlreiche Anhänger.„
Damit würdigte er die Verdienste Bebels um den Aufbau der mächtigsten Arbeiter*innenpartei der Welt. Doch das Wachstum der Sozialdemokratie in „Friedenszeiten“ brachte nicht nur das Erstarken eines offen auftretenden Revisionismus mit sich. Es führte unter der Führung von Bebel und anderen zu einer Anpassung in der Praxis, einer Fixierung auf vermeintliche kurzfristige Reformen, während von Revolution in Sonntagsreden gesprochen wurde. Als die Gefahr des Krieges immer drohender und die Frage radikaler Massenaktionen immer dringender wurde, suchten Bebel, Kautsky, also jene Vertreter*innen, die einst mit Rosa Luxemburg gegen den rechten Flügel gekämpft haben nun die Verbindung mit genau diesem im Kampf gegen Luxemburg und die Parteilinke, die die schönen Worte über Klassenkampf und Arbeiter*innenrevolution in die Tat umsetzen wollte.
Luxemburg schrieb dazu, nachdem der Debatte über den Massenstreik 1910 regelrecht zensiert wurde: „Die Situation ist einfach die: August [Bebel] und erst recht alle anderen haben sich für den Parlamentarismus und im Parlamentarismus gänzlich ausgegeben. Bei irgendeiner Wendung, die über die Schranken des Parlamentarismus hinausgeht, versagen sie gänzlich, ja noch mehr, suchen alles auf den parlamentarischen Leisten zurückzuschrauben, werden also mit Grimm alles und jeden als ,Volksfeind‘ bekämpfen, der darüber hinaus wird gehen wollen.“
August Bebel starb 1913 und erlebte den Zusammenbruch seines Lebenswerks nicht mehr mit, als die SPD-Reichstagsfraktion am 4. August 1914 für die Kriegskredite des deutschen Imperialismus stimmte und damit offen die Seiten wechselte.
Seinen vielleicht bedeutendsten Text haben wir vor einigen Jahren neu herausgebracht: Die Frau und der Sozialismus. Darin weist Bebel zum ersten Mal überhaupt mit marxistischer Methode nach warum der Kampf für Frauenbefreiung und der Kampf der Arbeiterklasse für eine sozialistische Zukunft zusammengehören.
hier erhältlich: https://manifest-buecher.de/produkt/die-frau-und-der-sozialismus/