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Gisela Schwarze

Die Sprache der Opfer

Briefzeugnisse aus Russland und der Ukraine zur Zwangsarbeit als Qelle der Geschichtsschreibung

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Keine Naziuntat ist in den Nachkriegsjahrzehnten derart aus dem Bewusstsein der deutschen Gesellschaft verdrängt worden und an keiner Naziuntat waren so viele deutsche Volksgenossen beteiligt, wie an der Versklavung von mehr als zehn Millionen Europäern während des Zweiten Weltkrieges auf deutschem Reichsgebiet. Die meisten Menschen, die in den Jahren 1939 bis 1945 in Deutschland geschunden wurden, sind schon tot. Es leben noch jene, die ihre Kindheit und Jugend in deutschen Zwangsarbeitslagern durchlitten, auch als Sieben-/Achtjährige in Spinnereien oder bei der Reichsbahn zehn Stunden schuften mussten. Und diese Kinder unter zwölf Jahren sind damals von den deutschen Bürokraten namentlich nicht erfasst worden. Somit können die damaligen Kinder heute den für den Erhalt der Entschädigung erforderlichen Nachweis durch deutsche Behörden oder Archive meist nicht erbringen. Die Vereinigung der ehemaligen minderjährigen Gefangenen des Faschismus in den GUS-Staaten vertritt 550.000 Männer und Frauen, von denen viele keinen Pfennig erhalten werden, obwohl sie als Sklavenkinder in Industrie- und Reichsbahnlagern ausgebeutet wurden, hungerten und nicht lernen durften. Jene deutschen Städte, Kreise, Gemeinden, die rechtzeitig – meist gegen den Widerstand konservativer Gruppierungen – ihre Geschichte der Zwangsarbeit aufgearbeitet haben, konnten in zahlreichen Fällen Plausibilitätserklärungen ausstellen, andere Kommunen antworteten weder den Opfern, den Stiftungen der GUS-Staaten, noch den Anfragen anderer Städte.

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